Josef Obweger ist Almbauer in Millstatt
Interview KLEINE ZEITUNG vom 7.8.2023 (Elke Fertschey)
Wo sehen Sie als neuer Bundesobmann der Almwirtschaft Österreich die Bedeutung der Almwirtschaft?
Für Bergbauern ist die Almwirtschaft untrennbar mit dem Heimbetrieb verbunden. Wenn die Tiere auf der Alm sind, kann im Tal der Futtervorrat für den Winter geerntet werden. Alpung ist die artgerechteste Art der Tierhaltung und Basis für gesunde Lebensmittel. Gleichzeitig wird durch die Beweidung die Landschaft offen gehalten, was für den Tourismus, der mit den Almen wirbt, große Bedeutung hat. Almen weisen große Biodiversität auf, ohne Auftrieb geht diese nachgewiesenermaßen zurück. Eine bewirtschaftete Alm schützt zudem vor Erosionen und Lawinen.
Wie viele Almen gibt es denn in Österreich?
Ein Viertel der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Österreich sind Almen. 24.000 Bauern treiben auf 8000 Almen 300.000 Rinder, 107.000 Schafe, 13.600 Ziegen und 10.500 Pferde auf. Spitzenreiter ist Tirol mit 2000 Almen, Kärnten hat 1800, Niederösterreich 74 und das Burgenland gar keine Almen.
Was sind die Herausforderungen für die Almwirtschaft?
Seit dem Jahr 2010 ist der Auftrieb von Almvieh um etwa zehn Prozent zurückgegangen, viele kleine Betriebe haben aufgehört, was in den vergangenen Jahren auch mit dem Wolf zusammenhängt. In immer mehr Ländern werden auch schon Rinder gerissen, wie kürzlich 16 Stück im Trentino auf einer Alm, die durch einen Elektrozaun mit sieben Drähten geschützt war. Das zeigt, dass Herdenschutz für Almen keine praktikable Lösung ist. Durch die Klimaerwärmung bedingt ist die Vegetationsperiode länger, dadurch wächst mehr Biomasse. Doch nur wenn es genügend Auftrieb gibt, können die Almflächen sinnvoll offen gehalten werden, sonst nehmen Verbuschung und Verwaldung umso schneller zu. Eine neue Herausforderung ist heuer auch die Umstellung auf die teilautomatische Futterflächen-Feststellung.
Was sind angesichts dessen Ihre Ziele?
Ich möchte in der Wolfsfrage die Kräfte in Österreich, Südtirol, Bayern und der Schweiz bündeln und auch den Tourismus und die alpinen Vereine ins Boot holen, um durch einen gemeinsamen Auftritt mehr Gehör zu erhalten und Bewusstseinsbildung zu fördern. Bei Großraubwild muss möglichst bald eine normale Bejagung ermöglicht werden, ohne vorher auf Genehmigungen zu warten, sonst wird es die derzeit flächendeckende Bewirtschaftung unserer Almen nicht mehr geben. Die Länder sollen selbst entscheiden können, was zu tun ist. Ein weiteres Anliegen ist mir die gezielte Vermarktung der Almprodukte, die laut Untersuchungen einen besonderen gesundheitlichen Wert aufweisen. Über die bereits bestehende Marke "Von der Alm" sollen Abnehmer gefunden werden, die eine erhöhte Wertschöpfung ermöglichen.
Verein Gailtaler Almkäse g.U.
www.gailtaler-almkaese.at
Zur Person
Josef Obweger ist Almbauer in der Gemeinde Millstatt und Lehrer am Bildungszentrum Litzlhof. Seine Funktionen als Obmann des Kärntner Almwirtschaftsvereins und Obmann der Almwirtschaft Österreich erfüllt er ehrenamtlich.
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